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Lebenslauf

am 17.6.1958 geboren in Nürnberg

1977 Abitur in Kaufbeuren
1979/80 Studium FAU Erlangen (Politologie, Theaterwissenschaften, neuere Geschichte)
1982-1992 Studium an der Akademie der bildenden Künste München (Klasse Sauerbruch) Referendariat, Staatsexamen
1992-2005 Kunsterzieher am Jakob-Brucker Gymnasium Kaufbeuren
seit 2006 Kunsterzieher am Pestalozzi Gymnasium München

Austellungen

E: Einzelausstellung; K: Katalog

1984 K Kitsch `84 - Hinterhoftheater, München
1986 E Barbarische Bilder beim Barbier - Salon Heiner, Kaufbeuren
1987 Zwischenbericht - Studenten der Akademien Nürnberg und München Marstall Neuburg Kunsthalle Nürnberg, Lothringer Str. München
1990 Verlust der Mitte - Lothringer Str. München
1991 K Kunst und Ordnung - Galerie 68/elf, Köln
1992 Schrittfahren - gemeinsame Atelierausstellung mit Roman Harasymiw, Kaufbeuren
1995 K schwäbischer Kunstpreis - Kreissparkasse Augsburg
1995 E Über das Erhabene - Galerie Kulturesk, Augsburg
1996 E Stoffwechsel - Kunstverein Kronach
1996 K ultramontan-transalpin - Kaufbeurer Künstler in Ferrara San Romano, Ferrara Italien
1997 K Weitergehen - Klasse Sauerbruch - Alte Veste Kronach
1998 Forum junger Künstler - TÜV Süddeutschland, München
1998 Jahresgabe für die Freunde des kunsthauses Kaufbeuren - Kunsthauses Kaufbeuren
2000 Die III. Dimension - Technische Sammlung Dresden
2000 Kaufbeurer Künstler - Kulturzentrum Szombathely, Ungarn
2001 artlantic-shuffle - Heimatmuseum Kaufbeuren
2002 K dazwischen - am Leonhardsberg, Augsburg
2003 E Transitor - Galerie Stachowitz, München
2004 K In neuem Licht - Kunsthaus Kaufbeuren
2008 E Leute und Gebäude - Galerie in der Au, München
2010 E Vertico - Cafe Käthe München
2012 E Fuge - Cafe Hüller, München
2013 E Zittrig glitzernde Linien - Theater blaue Maus, München
2015 E plankalkül - Kunst&Textwerk, München
2017 K Im Fluss - 50 Jahre Kulturring Heimatmuseum, Kaufbeuren

Interview mit Gilla Stollefuß

Georg Seeßlen Artlantic-shuffle, 2001, (Heimatmuseum Kaufbeuren)

Heimat…ist wohl etwas, das wir uns nur erhalten können, wenn wir es immer neu sehen. Und genau das ist die Aufgabe der Kunst, jenseits von Markt und Medien, uns beim Neu Sehen zu helfen. Neu sehen also – das Allernächste und das Allerfernste:…die Stadt und die Zeit in der Fotocollage von Rainer Hahn, in der man gleichsam unendlich auf Entdeckungsreise gehen kann. All das entspricht dem, was Umberto Ecco einmal das offene Kunstwerk genannt hat. Ein Kunstwerk, das uns einlädt eigene Erfahrungen zu machen, ohne uns gleich mit Botschaft und Deutung überwältigen zu wollen, das uns zu einem Spiel der Augen und der Sinne verführt und uns dabei als Gegenüber auch vollständig ernst nimmt. Eine Kunst, die uns ganz direkt Stücke der physischen und geistigen Welt als Heimat zurückgibt, die uns unsere gewaltigen Bildermaschinen entfernt haben.

Horst Sauerbruch, TÜV, 1998

Das Wie? des Gewesenen bei Rainer Hahn ist auch ein technisches Phänomen oder auch ein Rätsel. Raumzeichen, Fotografie vielleicht, Linie, Zeichnung von Vergangenem, durch lichtempfindliche Oberfläche festgehaltener Moment. Dadurch das spröde einer spontanen Zeichnung. Seine Entdeckung ist dieses Bildgeheimnis.

Andreas Link Galerie Kulturesk, 1995, Augsburg

Rainer Hahn ist kein Fotograf, kein Bildhauer, Maler, Grafiker: Derartige Zuordnungen greifen nicht recht, was er macht. Vorgegebener traditioneller Kunst-Begrifflichkeit scheint sich seine Arbeit zu entziehen. Angesiedelt im Medium der Fotografie wirken seine Bildarbeiten dort nicht heimisch… Die Bildgegenstände findet er beiläufig fast, so hat es den Anschein, im Umkreis des Ateliers und seines häuslichen Milieus: Alltagsdinge, Allerweltsblicke auf Waschbecken, Putzeimer, den Treppenknauf, ein Tischchen mit Flaschen, die Figur einer sitzenden Katze… Mit den einfachen Mittel einer Lichtspur, die den Dingen nachgeht, ihre Kontur be-zeichnet, erhalten diese Alltagsgegenstände den plötzlichen Zauber einer Poesie des Konkreten. Die Dinge erscheinen buchstäblich in einem anderen Licht- wenn eine Katze weiße Schatten wirft, wenn die Flaschen auf einmal neben dem Tischchen zu schweben scheinen. Die Aura des Banalen, die so entsteht, hat jedoch etwas Doppelbödiges, Hintergründiges. Rainer Hahn weiß sehr genau, was er tut. Natürlich weiß er Bescheid über die Tradition des Nimbus, die Lichtgestalt der Heiligkeit, kennt Walter Benjamins vielzitierte Bemerkungen über den auratischen Charakter des Kunstwerks, der im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit nicht mehr aufrechtzuerhalten sei. Er bedient sich der Fotografie des klassischen Mediums der technischen Reproduzierbarkeit, um mit dem leuchtenden Nimbus gleichsam die Aura selbst zu fotografieren. Es ist, als enthalte die angeblich so fotografisch glatt objektivierbare Wirklichkeit ein messianisches Geheimnis…

Rainer Hahn ist kein Fotograf, obwohl er fotografiert. Ebenso wenig ist er Bildhauer, auch wenn es Objekte gibt, die er gemacht hat. Auch hier greifen die traditionellen Begriffe nur schlecht. In deutlicher Konsequenz sind die Materialien seiner Objektarbeit ebenso wenig kunstbesetzt wie ihre Dimension und Form. Zwischen verformtem Kinderschlafanzug und Knetgummi finden sich miniaturhafte Modellchen, Inszenierungen des Alltags, wenn man so will, die am Ende doch wieder das Alltäglich-Banale sprengen: plötzliche Verdoppelungen von Gegenständen, an deren Einzelvorkommen man sich selbstverständlich gewöhnt hat. Das Thema der Aura und des Wesens deer Dinge und ihrer Geheimnisse in anderer Gestaltung, spielerisch und unprätentiös. Für seine Arbeit braucht Rainer Hahn kein Riesenformat, keine spektakuläre Aktion, keine große Geste. Er ist kein Fotograf, kein Bildhauer, Maler, Grafiker. Er braucht wohl auch keine Kunstvermittler und Galerien. Für unseren Alltag könnte es aber wohl sein, dass wir die entdeckerische Poesie und ungekünstelt künstlerische Arbeit eines Rainer Hahn brauchen.